Als Polen Mitte November 1918 seine Unabhängigkeit zurückgewinnt, sind die meisten Opfer der Spanischen Grippe wahrscheinlich bereits tot. Die größte Pandemie der Menschheitsgeschichte und Polens wird nicht wirklich erkannt, sondern nur als zusätzliches Problem und Bedrohung gesehen. Die sanitären und medizinischen Dienste sind hauptsächlich mit dem Kampf gegen Typhus beschäftigt.
Die Polen bauen in dieser Zeit einen neuen Staat auf, legen die Verwaltung zusammen, bilden eine Armee. Auf den Trümmern der alten kaiserlichen Ordnung wird die Zweite Republik geformt. In Galizien ist ein Bürgerkrieg im Gange, das bolschewistische Russland und das junge Polen geraten auf Kollisionskurs. Es herrschen Armut und Hunger. Die Spanische Gruppe fährt ihre Ernte ein.
Łukasz Mieszkowskis Vortrag beleuchtet die Quellen der Pandemie, die Geschichte ihrer Entwicklung sowie die Methoden, mit denen Ärzte, Politiker und einfache Menschen versuchten, die Grippe zu bekämpfen. Sein Augenmerk liegt dabei auf der polnischen Episode der Spanischen Grippe. Er erörtert ihre wichtigsten globalen Aspekte und stellt eine Verbindung der Pandemie vor 100 Jahren zur heutigen Covid-19-Pandemie her.
Łukasz Mieszkowski ist Historiker und Kunsthistoriker, 2013 schloss er sein Studium am Historischen Institut der Universität Warschau mit der Magisterarbeit zum Thema „Die geheimnisvolle Wunde. Der Mythos der Panzerfalle im Warschauer Aufstand“ ab. Kunst und Kunstgeschichte studierte er an der Akademie der Schönen Künste in Warschau. Seit 2010 arbeitet er als Pädagoge für das Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau. Im Jahr 2013 erhielt er zusammen mit Marcin Urbanek und Piotr Michalewicz den ersten Preis im internationalen Wettbewerb für eine neue Gedenkstätte für das NS-Vernichtungslager Sobibór. Der Bau der Gedenkstätte sollte im Frühjahr 2015 beginnen.