Gemeinsam mit dem Historischen Institut der Universität Warschau führte die Societas Jablonoviana das Projekt „Gegengeschichte – Dissidente Diskurse über die Gewalterfahrungen im Zweiten Weltkrieg im Ostmitteleuropa der 80er Jahre“ durch, das im Rahmen des Programms Geschichtswerkstatt Europa von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft gefördert und vom Institut für angewandte Geschichte (Frankfurt/Oder) unterstützt wurde. Neun junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik und Österreich untersuchten darin, wie sich die Oppositionsbewegungen in der Volksrepublik Polen, der ČSSR und der DDR mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust auseinandergesetzt haben.
Kernpunkt sollen dabei die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges bzw. der Zeit kurz davor und kurz danach sein, da es gerade die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges waren, die den kommunistischen Staaten zur Herrschaftslegitimation dienten. Dies äußerte sich in Form staatlichen Antifaschismus oder der Hervorhebung der Rolle der Sowjetunion, der Roten Armee bzw. des Kommunismus bei der Befreiung vom Nationalsozialismus. Spätestens in den 80er Jahren reagierten die Oppositionsbewegungen in den jeweiligen Ländern auf diese Vereinnahmung in Form einer eigenen Interpretation und Aneignung der Geschichte, was sich an Debatten in den Zeitschriften des Samisdat / drugi obieg zeigt oder auch an eigenen unabhängigen Gedenkfeiern für staatlich verschwiegene oder auch vereinnahmte Ereignisse. Die Ergebnisse wurden im Band 3 der Schriftenreihe der Societas Jablonoviana veröffentlicht.
Organisation und Konzeption durch Dr. Stefan Stach und Dr. Pete Hallama.
Veranstaltungen:
- 10.9.2009, 19:00 Uhr | Polnisches Institut Leipzig, Markt 10 | „Gegengeschichte – oppositionelle Geschichtsbilder in Volksrepublik Polen, der ČSSR und der DDR.“ Die Zeitzeugen Stephan Bickhardt (Leipzig), Andrzej Rosner (Warschau) und Vilém Prečan diskutieren über Beweggründe, Rahmenbedingungen und Formen der oppositionellen Beschäftigung mit Geschichte. Es moderiert Andrea Genest (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam).
- 22.10.2009, 16:00 Uhr | Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, Majakowskiring 47 | Abschlusspräsentation „Gegengeschichte – Dissidente Diskurse über Zweiten Weltkrieg und Holocaust im Ostmitteleuropa der 80er Jahre“.